Verzögerte Krankenhauseinweisung erhöht Sepsis-Sterblichkeit

Eine schwedische Studie zeigt: Wer mit einer Sepsis nicht sofort ins Krankenhaus kommt, hat eine schlechtere Überlebenschance. Nach 24 Stunden Verzögerung erhöht sich das Sterberisiko sogar um mehr als das 6-fache.

Gibt es bei einer Sepsis einen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Aufnahme ins Krankenhaus und dem Sterberisiko nach 30 Tagen? Zur Beantwortung dieser Frage haben schwedische Forschende eine retrospektive Fall-Kontrollstudie an 390 Sepsis-Erkrankten durchgeführt, bei denen eine Einschwemmung von Bakterien in den Blutkreislauf nachgewiesen worden war. 195 verstorbene Erkrankte wurden dabei gezielt mit 195 überlebenden Sepsis-Erkrankten aus einer größeren Kohorte verglichen, die sich in Alter, Geschlecht und Erregerspektrum ähnlich waren.

Ergebnis: Bei verstorbenen Personen lagen im Durchschnitt 13 Stunden zwischen dem ersten medizinischen Kontakt und der Krankenhausaufnahme, Überlebende wurden hingegen durchschnittlich bereits nach 7 Stunden stationär aufgenommen. Es konnte nachgewiesen werden, dass der Zeitraum zwischen medizinischem Erstkontakt und Krankenhausaufnahme ein wichtiger und statistisch nachweisbarer Risikofaktor in Bezug auf die Überlebenschance ist. Eine Zeitspanne von über 24 Stunden erhöhte das Sterberisiko sogar um mehr als das 6-fache. Die Studie zeigte außerdem, dass nur ca. 17% der Sepsis-Erkrankten die erste Antibiotika-Gabe innerhalb einer Stunde nach Krankenhausaufnahme erhielten. In der Gruppe der Verstorbenen war die Auswahl der Antibiotika bei 87% leitliniengerecht, bei den Überlebenden war dies bei 96% der Fall.

Das Studienergebnis unterstreicht nach Meinung der Autorengruppe wie wichtig es ist, eine Sepsis wirklich frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Entsprechend empfiehlt die aktuelle Leitlinie zur Sepsistherapie die Behandlung einer Sepsis innerhalb einer Stunde nach Diagnose. Das Problem ist jedoch, dass eine Sepsis häufig zu lange unerkannt bleibt, vor allem im ambulanten und notfallmedizinischen Sektor. Dringend verbessert werden muss jedoch nicht nur das Erkennen einer Sepsis, sondern auch deren Behandlung, die nicht nur schnell, sondern auch konsequent leitliniengerecht erfolgen muss.

Originalpublikation: https://bmjopen.bmj.com/content/11/11/e052582