Sabrina nimmt ihr Leben nach überstandener Sepsis anders wahr

Ich finde es immer noch erschreckend wie oft eine Sepsis nicht oder zu spät erkannt wird selbst durch medizinisches Fachpersonal.

Mein Name ist Sabrina. Ich bin 43 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder.Am 07. Dezember 2022 bin ich an einer schweren Sepsis erkrankt. An diesem Mittwoch bin ich morgens aufgewacht und hatte leichte Schmerzen im linken Ellenbogen. Etwa eine Stunde später bekam ich Kreislaufprobleme und hatte auf einmal hohes Fieber.

Lesen Sie hier Sabrinas ganze Geschichte.

Da mein Kind zu dem Zeitpunkt eine Grippeerkrankung überstanden hatte, bin ich davon ausgegangen, dass ich ebenfalls Grippe habe. Ich hatte meinen Mann gebeten, unseren Hausarzt anzurufen und einen Termin zu vereinbaren. Ich wurde auf den nächsten Tag vertröstetDank Fiebersaft sank das Fieber und ich bin erstmal vor lauter Erschöpfung eingeschlafen. Kurze Zeit später bekam ich Schüttelfrost und heftige Gliederschmerzen. Ich hatte ein Krankheitsgefühl, wie ich es noch nie hatte. Ich denke, jeder der eine Sepsis erlebt und überlebt hat, kann dies nachvollziehen.Gegen Mittag hatte ich meinen Mann gebeten, den RTW anzurufen. Mein Mann schilderte meine Symptome . Leider kam der RTW nicht, das wären ja Symptome einer Grippe und wir sollen uns an den Hausarzt wenden….Also wieder den Arzt angerufen mit dem Ergebnis “ Bitte kommen Sie morgen in die Praxis“.Gegen Nachmittag kam dann noch Erbrechen und Durchfall hinzu. Zum Glück (und das war vielleicht  meine Rettung) bin ich dann zusammengebrochen. Mein Mann wählte erneut den Notruf und dann kam endlich jemand. Mit einem Blutdruck von 66/33 wurde ich mit dem RTW ins Krankenhaus eingeliefert. In der Notaufnahme haben sich der Arzt und die Schwester um mich gekümmert.

Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern….In der Nacht wurde ich auf der Intensivstation von der Schwester geweckt.Man hatte mir da bereits einen ZVK gelegt und ich wurde bereits mit einem Breitbandantibiotikum versorgt. Bei der Visite am 08 Dezember machten sich die Ärzte große Sorgen um mich. Meine Nieren-und Leberwerte waren schlecht. Über Nacht war mein linker Arm  doppelt so dick.Die Kollegen von der Unfallchirurgie wurden hinzugezogen. Da wusste ich noch nicht, dass ich eine Sepsis hatte. Ich hatte also erst die Symptome einer Sepsis, die eigentliche Ursache sah man erst am nächsten Tag.Die ersten zwei Tage auf der Intensivstation konnte ich nur liegen und hatte Schmerzen im Arm. Am 10 Dezember, es war ein Samstag, durfte ich mich mit Hilfe eines Pflegers hinsetzen.Das hat schon mehrere Minuten gedauert, bis ich sitzen konnte. Die Ärzte waren begeistert.

Zwei Tage später ging es weiter bergauf, ich konnte stehen. Wenn auch nur ganz kurz. Gegen Abend wurde es dann wieder hektisch,es musste umgehend ein CT meiner Lunge gemacht werden,es bestand die Gefahr einer Thrombose. Dies war zum Glück nicht der Fall,ich  war aber mit den Nerven am Ende.Am 13. Dezember durfte ich die Intensivstation verlassen und wurde auf die normale Station verlegt. Antibiotika wurde weiter verabreicht. Mein Arm sah schrecklich aus. Am Unterarm hatte sich eine riesige Blase gebildet und eine Hautschicht fehlte. Ich war verzweifelt. Die Ärzte sagten,vor ein paar Tagen,sah es noch schlimmer aus…. Auf der Normalstation konnte ich mich bewegen. Nach 10 Metern spazieren war ich platt,habe es aber immer wieder versucht und jeden Tag wurde es besser.

Kurz vor Weihnachten,konnte ich das Krankenhaus verlassen. Die ersten acht Wochen waren sehr anstrengend und ich war immer müde und schlapp. Mit meinem Arm ging es nur langsam voran.Gut fünf Monate später…..Meinen Arm kann ich zu ca 90% wieder bewegen. Ich bin Linkshänderin,das macht das Ganze noch etwas komplizierter. Nach wie vor habe ich noch Konzentrationsstörungen. Daher bin ich noch krankgeschrieben.Meine Reha wurde genehmigt. In sieben Wochen ist es soweit.Alles in Allem hatte ich noch wahnsinniges Glück. Ich sage immer,hätte noch viel schlimmer ausgehen können,aber trotzdem wird mich diese Erfahrung mein Leben lang begleiten.Ich sehe jetzt vieles gelassener und nehme das Leben ganz anders wahr.Am 07 Dezember feiere ich meinen zweiten Geburtstag.Ich finde es immer noch erschreckend wie oft eine Sepsis nicht oder zu spät erkannt wird selbst durch medizinisches Fachpersonal. Bis zu meiner Erkrankung bin ich davon ausgegangen, dass eine Sepsis anhand  der “ roten Linie“ erkannt wird. Hier bedarf es eindeutig mehr Aufklärung für alle Parteien.Ende März 2023 hat der WDR mit mir  einen Bericht zum Thema Sepsis gedreht. Wer möchte, kann diesen Bericht in der Mediathek abrufen.