Madonna an Sepsis erkrankt – und (fast) keiner spricht darüber

Seit gestern können wir es in zahlreichen Medien lesen: Der Popstar Madonna wurde bewusstlos aufgefunden. Ihr Manager erklärte, die US-Sängerin habe eine »schwere bakterielle Infektion« entwickelt und mehrere Tage auf einer Intensivstation verbracht. Wie diverse Medien bereits berichten, handelt es sich In Madonnas Fall ganz offensichtlich um eine Sepsis/Blutvergiftung. Ihre Bewusstlosigkeit deutet außerdem darauf hin, dass weder Madonna noch ihr Umfeld die Frühzeichen einer beginnenden Sepsis erkannt haben.  

Leider erleben wir fast täglich, dass zwar über Sepsis/Blutvergiftung berichtet, die Krankheit jedoch nicht beim Namen genannt wird, und die Bevölkerung somit weder sensibilisiert wird, noch eine Chance bekommt, sich über Symptome und Präventionsmaßnahmen zu informieren. Doch das ist lebenswichtig: Sepsis ist die schwerste Reaktion des Körpers auf eine Infektion, bei der das Immunsystem außer Kontrolle gerät, den eigenen Körper angreift und unbehandelt tödlich endet. Sie kann jede/n treffen, unabhängig von Alter oder Gesundheitszustand und ist eine der Hauptursachen für vermeidbare Todesfälle weltweit. Dennoch wird Sepsis oft nur als „bakterielle Infektion“ oder „schwere Infektion“ bezeichnet, was das Verständnis dafür beeinträchtigt, dass es sich um einen Notfall wie Herzinfarkt oder Schlaganfall handelt. Sepsis verursacht mehr Todesfälle als Brustkrebs, Prostatakrebs und HIV/AIDS zusammen, und ist dennoch in der öffentlichen Wahrnehmung oft unterrepräsentiert. Deutschlandweit sterben jährlich über 100.000 und weltweit mehr als 11 Mio. Menschen an einer Sepsis. Mehr als 80% der Sepsisfälle entstehen außerhalb des Krankenhauses, die Aufklärung der Allgemeinbevölkerung kann also über Leben und Tod entscheiden.  

Die Bundesregierung hat die Wichtigkeit dieses Themas erkannt und fördert seit 2021 unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die „Deutschland Erkennt Sepsis“ Kampagne, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Gesamtbevölkerung über Sepsis aufzuklären. Eine Vorbildfunktion beim Thema Sepsis Aufklärung hat zudem England: Mit der Gründung des UK Sepsis Trust vor über 10 Jahren und mit großer Unterstützung der nationalen Medien wurden Defizite beim Sepsiswissen in der Öffentlichkeit zielführend aus dem Weg geräumt. Der Begriff Sepsis ist omnipräsent in den TV-, Online- und Print-Medien und die Aufklärung hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Sepsissterblichkeit im Land deutlich gesenkt werden konnte. So wurde beispielsweise auch im Bericht der Daily Mail nicht nur der Begriff Sepsis verwendet, sondern eine Infobox zum Thema eingefügt, die Leser/innen über Madonnas Erkrankung aufklärt. Das wünschen wir uns auch in den deutschen Medien.

Wir haben zahlreiche Redaktionen aufgefordert, in Ihrer Berichterstattung den Begriff „Sepsis/Blutvergiftung“ zu verwenden, statt sich auf allgemeine Ausdrücke wie „bakterielle Infektion“ zu beschränken. Durch diese bewusste Wortwahl tragen sie dazu bei, das Verständnis des Themas in der Bevölkerung zu erhöhen und zu verhindern, dass Menschen unnötig an dieser vermeidbaren Krankheit erkranken oder sterben.