• Madonna an Sepsis erkrankt – und (fast) keiner spricht darüber

Madonna an Sepsis erkrankt – und (fast) keiner spricht darüber

Seit gestern können wir es in zahlreichen Medien lesen: Der Popstar Madonna wurde bewusstlos aufgefunden. Ihr Manager erklärte, die US-Sängerin habe eine »schwere bakterielle Infektion« entwickelt und mehrere Tage auf einer Intensivstation verbracht. Wie diverse Medien bereits berichten, handelt es sich In Madonnas Fall ganz offensichtlich um eine Sepsis/Blutvergiftung. Ihre Bewusstlosigkeit deutet außerdem darauf hin, dass weder Madonna noch ihr Umfeld die Frühzeichen einer beginnenden Sepsis erkannt haben.

Leider erleben wir fast täglich, dass zwar über Sepsis/Blutvergiftung berichtet, die Krankheit jedoch nicht beim Namen genannt wird, und die Bevölkerung somit weder sensibilisiert wird, noch eine Chance bekommt, sich über Symptome und Präventionsmaßnahmen zu informieren. Doch das ist lebenswichtig: Sepsis ist die schwerste Reaktion des Körpers auf eine Infektion, bei der das Immunsystem außer Kontrolle gerät, den eigenen Körper angreift und unbehandelt tödlich endet. Sie kann jede/n treffen, unabhängig von Alter oder Gesundheitszustand und ist eine der Hauptursachen für vermeidbare Todesfälle weltweit. Dennoch wird Sepsis oft nur als „bakterielle Infektion“ oder „schwere Infektion“ bezeichnet, was das Verständnis dafür beeinträchtigt, dass es sich um einen Notfall wie Herzinfarkt oder Schlaganfall handelt. Sepsis verursacht mehr Todesfälle als Brustkrebs, Prostatakrebs und HIV/AIDS zusammen, und ist dennoch in der öffentlichen Wahrnehmung oft unterrepräsentiert. Deutschlandweit sterben jährlich über 100.000 und weltweit mehr als 11 Mio. Menschen an einer Sepsis. Mehr als 80% der Sepsisfälle entstehen außerhalb des Krankenhauses, die Aufklärung der Allgemeinbevölkerung kann also über Leben und Tod entscheiden.

Die Krankenschwestern hätten seiner Frau gesagt, sie solle mit angehobenen Beinen ruhig liegen, weil sich dann wieder Fruchtwasser bilde, berichtete ihr Mann der „Gazeta Wyborcza“. Obwohl sich der Zustand der Schwangeren ständig verschlechterte, sie über Kopfschmerzen klagte und sich erbrechen musste, blieben die Ärzte untätig. „Niemand hat uns gesagt, dass es möglich wäre, einen Abbruch herbeizuführen und Dorota zu retten, weil die Chancen, dass das Baby überlebt, gering bis nicht vorhanden waren“, sagte ihr Mann Marcin der Zeitung.

Vorwürfe gegen behandelnde Ärzte
Frauenorganisationen erheben schwere Vorwürfe gegen die behandelnden Ärzte. Demnach hätten diese wegen des strengen Abtreibungsgesetzes in Polen nicht gewagt, das Leben der Frau durch einen Schwangerschaftsabbruch zu retten. Im Jahr 2021 war in Polen nach einem umstrittenen Urteil des Verfassungsgerichts ein verschärftes Abtreibungsrecht in Kraft getreten. Seitdem dürfen Frauen auch dann keine Abtreibung vornehmen, wenn das ungeborene Kind schwere Fehlbildungen aufweist.

Polens Patientenbeauftragter Bartlomiej Chmielowiec sagte, das Krankenhauspersonal habe mehrere Rechte der Patientin ignoriert, unter anderem das Recht auf Information über den Gesundheitszustand und das Recht auf Zugang zu aktuellem medizinischem Wissen.

In den vergangenen Jahren hatte es in Polen mehrfach ähnliche Fälle gegeben, bei denen schwangere Frauen gestorben waren, nachdem sich die Ärzte trotz Komplikationen nicht für eine Abtreibung entschieden hatten.

Quelle/Artikel: Ärztezeitung
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