Wir geben Sepsis ein Gesicht.
Betroffene und Angehörige erzählen ihre Geschichte(n).

Diese ganz persönlichen Berichte geben Einblicke in die Erlebnisse während und nach der Erkrankung. Sie erzählen von Schmerz und Trauer, von Hoffnung und Neubeginn. Wir möchten allen danken, die ihre Geschichte hier geteilt haben.

Linda

Unsere 19 Monate alte Tochter Linda ist vor 2 Jahren an einer Pneumokokken Meningitis Infektion und anschließend an der Sepsis verstorben. Der Stamm C15, an dem sie sich infiziert hat, ist nicht in einer Impfung für Kleinkinder inbegriffen.

Linda war kerngesund und komplett geimpft, aber hat laut Gutachter trotz Antibiotika und Intensivstation Behandlung keine Chance aufs Überleben ohne Immunisierung gehabt. Während wir im Krankenhaus waren, habe ich vor dem septischem Schock und Reanimation paar Flecken an der linken Schulter von Linda gemerkt und habe sofort nach einer Ärztin gerufen, sie hat die sich angeschaut und sagte, wahrscheinlich kommen die davon, weil sie Linda bei Abnahme der Lymbalpunktion zu fest angepackt haben.

Elia Epifanio: Kartrennen zur Erinnerung und Aufklärung über Sepsis

Elia war vom 20.03.bis zum 23.03.23 mit seiner Schulklasse im Skilager in Davos. Er feierte seinen 14. Geburtstag am 21.03. mit seiner Klasse im Skilager. Ich hatte ihm damals extra eine Torte von uns geschickt, da wir nicht mit ihm feiern konnten. Alles verlief total harmlos und ohne Vorkommnisse.

Am 23.03.23 kehrte die Klasse zurück und ich bemerkte bei Elia, dass er leicht hustete, dachte mir aber nichts dabei. Am nächsten Tag fuhr ich mit ihm nach Italien, um für die Schweizer Kartmeisterschaft zu trainieren.

Ich bin Norbert und habe vor sechs Jahren eine schwere Sepsis überlebt.

Heute bin ich pflegebedürftig, aber ich lebe – ein Wunder für mich.
Jeder Atemzug ist ein Geschenk, das Leben ist kostbar.

Am frühen Morgen des Herbstanfangs 2019 weckte mich unerträglicher Schmerz. Verzweifelt rief ich den Notdienst an, doch statt Hilfe stieß ich auf Ablehnung. Eine fatale Verzögerung, die mich meine Gesundheit kostete. Möglicherweise wurde mir mein osteuropäischer Akzent zum Verhängnis – Diskriminierung im Gesundheitswesen ist und bleibt ein wichtiges Thema.

Heike und ihre Geschichte mit der Sepsis

Immer wieder „ertappe“ ich mich, dass ich mir denke: „Wahnsinn, was mein Körper leistet und schaffen kann! Was für ein Glück, dass er nicht aufgibt!

Ich bin mit 16 Jahren an Morbus Hodgkin Stadium IIIa erkrankt. Operationen, Chemotherapie und Bestrahlung. Im Zuge der Behandlung musste auch meine Milz entfernt werden. Ich wusste, dass ich generell auf mich aufpassen sollte, zumindest direkt nach der Krebserkrankung und immer die nötigen Impfungen bekommen sollte. Erst viel später habe ich im Fernsehen gesehen, dass man sich bei einer fehlenden Milz einen Asplenie-Notfallpass zulegen sollte. Das habe ich auch gemacht, aber Papier ist geduldig und je länger es mir gut ging, desto weniger glaubte ich daran, dass mir etwas Schlimmes passieren könnte … bin dem Tod ja schon einmal von der Schippe gesprungen.

Julia erzählt von ihrem Kampf gegen Sepsis

Am 26.2.2020 geschah es, dass sich alles in meinem Leben veränderte. Ich wurde mit einem septischen Schock und multiplem Organversagen ins Klinikum Neuperlach bei München eingeliefert. Per Rettungshubschrauber. Ich hätte die Fahrt mit dem Rettungswagen wahrscheinlich nicht mehr geschafft. Und da begann die Geschichte meines zweiten Lebens.

Der Anfang: Anzeichen einer Grippe

Bereits am Samstag vorher verspürte ich die Anzeichen einer Grippe: Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und Schüttelfrost. Die Symptome verhielten sich gleich zu denen, die ich bereits 2018 bei einer Grippe hatte. Ich machte mir daher keinerlei Gedanken. Ich legte mich ins Bett, schlief und trank ausreichend und wollte die Grippe auskurieren. Ungewöhnlich war nur der Schmerz bzw. der Druck unter dem rechten Rippenbogen, der mich beim Atmen einschränkte.

Sandra erzählt von der tragischen Geburt ihrer Drillinge

Eine Sepsis tötete mein Baby – und dann beinahe auch mich.

Sandra Schenk hat schmerzlich erfahren müssen, dass noch immer über Blutvergiftungen zu wenig bekannt ist und auch Ärzte eine Sepsis nicht immer gleich auf dem Schirm haben. Die Geburt ihrer Drillinge verlief tragisch, ihre Tochter verstarb noch am gleichen Tag.

Arne berichtet über seine Sepsisgeschichte

Im künstlichen Koma sind die Albträume das Schlimmste…
Er hat einen langen Kampf hinter sich: Arne Trumann gegen den Streptokokkus A. Den Kampf hat er gewonnen, aber die Bakterien haben Spuren hinterlassen.

Februar 2012. Arne Trumann hat eine leichte Rachenentzündung. Die kuriert er zwei Tage mit Tee, Honig und Ruhe, danach geht er drei Tage wieder zur Arbeit. Dann, am Freitagabend, schafft er es kaum nach Hause, fühlt sich sterbenselend.

„Nicht nur das Denken wurde schwerer, man mag sich nicht mehr bewegen, nicht mehr aufstehen. Man liegt einfach da und fühlt sich völlig entkräftet“, sagt Arne. Das kennt er nicht von sich. Er ist kerngesund, er spielt Klavier, hat neben seinem Beruf sogar Auftritte.

Ilona - Sepsis und das Schweigen: Ein Schicksal, das noch immer zu viele teilen

Zweihundertzweiundzwanzig Tage vor meinem achtzehnten Geburtstag habe ich meinen Vater zum letzten Mal lebend gesehen.

Das weiß ich noch so genau, weil ich im Auto meiner Großeltern mit meinem Schulkalender ausgerechnet habe, wie lange es noch bis zur Volljährigkeit wäre. Ich wollte meinem Vater von der „Schnapszahl“ erzählen, aber als wir im Krankenhaus ankamen, hatte er daran überhaupt kein Interesse mehr. Auch sein geliebtes Eis, das wir ihm mitgebracht hatten, mochte er nicht mehr essen, so elend war ihm an diesem Tag, und wir machten uns Sorgen.

Marion kämpft um das Leben ihres Mannes

Es passierte in Deutschland, einem Land mit einem der teuersten Gesundheitssystemen der Welt. Aber garantiert das auch Qualität?

Im September 2022 änderte sich für uns als Familie und als Paar alles. In einer Klinik infizierte sich mein Mann nach einer OP mit Keimen. Der Zustand meines Mannes wurde immer schlechter, aber es wurde ignoriert. Meine Beobachtungen wurden ignoriert. Das Unheil begann seinen Lauf zu nehmen. Lesen Sie hier einen Auszug aus Marions Chat-Tagebuch mit einer befreundeten Anästhesistin.

Die Sepsis hat Kerstin geprägt

Heute, fast 6 Monate nach der Sepsis, hat mich der Alltag zurück, aber ich merke, dass mich die Sepsis geprägt hat.

Ich heiße Kerstin, bin 36 Jahre alt und hatte Ende November 2023 einen septischen Schock in Shanghai/China. Seit 2,5 Jahren lebe ich hier mit meiner FamilieEnde November war hier Grippe- oder Coronazeit – gefühlt waren alle krank. Am Freitag hatte ich mich schlapp gefühlt und gedacht, dass es mich nun auch „erwischt“ hatte. Am Samstag hatte ich leichtes Fieber mit Schüttelfrost und einen leichten Schmerz im rechten Oberschenkel. Komisch dachte ich, aber mehr auch nicht. Ich hatte morgens eine Freundin gefragt, ob sie unseren Sohn zum Fußball mitnehmen kann, weil ich mich schon lange nicht mehr so krank gefühlt hatte.

Kathrin erzählt von ihrem Kampf gegen Sepsis

Kathrin leidet jahrelang unter starken Unterleibsschmerzen, für die keine Ursache gefunden wird. Im Dezember 2016 werden die Schmerzen unerträglich, ihr Mann bringt sie zum Arzt. Es wird ein Darmdurchbruch festgestellt, der bereits eine Bauchfellentzündung ausgelöst hatte. Durch diese schwere Infektion kommt es zu einer Sepsis. Doch auch nach der Entlassung muss sie weiterkämpfen: um wieder in den Alltag zu finden und um ihre Ansprüche gegenüber der Krankenkasse durchzusetzen. Nichts ist mehr wie vorher – obwohl man ihr von außen nichts ansieht.

Mein Name ist Kathrin, ich lebe im Freistaat Thüringen nahe Greiz. Wie viele Betroffene bin auch ich einen langen Leidensweg gegangen.

Katy: Die Sepsis, die mein Leben bis heute verändert....

Es ist November, ich habe seit kurzem starke Beschwerden (Herzrasen, sehr niedrigen Blutdruck, Schmerzen, hohes Fieber, Übelkeit). Ich habe einige Vorerkrankungen, lebe alleine mit meinem damals 6 jährigen Sohn und besitze daher einen Hausnotruf. Am 23.November 2020 ging es mir so schlecht, dass ich den Hausnotruf betätigte.

Ein Sanitäter kam zu mir gefahren. Kurz vor dem Notruf telefonierte ich mit einem Arzt der 116117. Dieser kam vorbei und machte eine Einweisung für ein Krankenhaus fertig mit dem Verdacht einer Endokarditis (Herzinnenhautentzündung). Der Arzt schrieb auf, daß dringend ein Herzultraschall und ein Schluckecho gemacht werden sollen.

Lukas‘ Mutter erzählt vom Kampf ihres Sohnes gegen Sepsis

Dies hat mich tief gebrochen. Doch ist mir Aufklärung und Schutz weiterer Betroffener ein großes Anliegen in Gedenken an mein geliebtes Kind Lukas! Lukas wollte leben…

Lukas war ein äußerst sportlicher Junge, der aufgrund seiner persönlichen Krankenerfahrung bestrebt war, Arzt zu werden. Er war mehr als strebsam und fleißig. Ein fröhlicher Teenager, der nur drei Tage vor seinem 16. Geburtstag an einer fulminant verlaufenden Sepsis verstarb. Er erkrankte aus dem völligen Wohlbefinden heraus. Einen Tag zuvor hatte er noch ein Fußballturnier gepfiffen.

Mariah erzahlt Ihre Geschichte

Gott sei dank hatte ich damals nicht die geringste Ahnung von dem, was mir bevorstand. Und so wurden aus Wochen Monate und dann Jahre.

Sommer 2018 – Es war unfassbar heiß und meine letzte Erinnerung ist, dass mein Handy aus der Hand fällt und ich den Notknopf an meinem Krankenbett drücke.Noch heute frage ich mich, wie es soweit kommen konnte.

Ich hatte bereits in jungen Jahren einen Tumor in der Brust und schon länger gesundheitliche Probleme, als ich mich im Herbst 2017, erneut einer Behandlung und Operation unterziehen musste. Meine Ärzte waren kompetent und ich fühlte mich auch mental gewappnet. Immerhin stand ich mit beiden Beinen fest im Leben. Daher war ich fest entschlossen, sobald wie möglich zurück in meinen Alltag, und damit zurück auf die Bühne zu kehren. Ich war kaum wieder zuhause, als ich mit Blaulicht und Notarzt ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Als ich auf der Intensivstation erwachte, erklärte man mir, dass es Komplikationen gab.

Sabrina nimmt ihr Leben nach überstandener Sepsis anders wahr

Ich finde es immer noch erschreckend wie oft eine Sepsis nicht oder zu spät erkannt wird selbst durch medizinisches Fachpersonal.

Mein Name ist Sabrina. Ich bin 43 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder.
Am 07. Dezember 2022 bin ich an einer schweren Sepsis erkrankt. An diesem Mittwoch bin ich morgens aufgewacht und hatte leichte Schmerzen im linken Ellenbogen. Etwa eine Stunde später bekam ich Kreislaufprobleme und hatte auf einmal hohes Fieber.

Christina lebt nach der Sepsis ihr zweites Leben

Christina, 36 Jahre, Arzthelferin von Beruf, ist schwanger und freut sich auf ihr drittes Kind. Doch dann bekommt sie plötzlich Blutungen und starke Kopfschmerzen. Die Blutungen hören auf, dem Kind geht es gut. Einige Wochen später kommt Christina wieder mit Blutungen ins Krankenhaus. Infolge einer Infektion stirbt das Kind, die Infektion weitet sich nach der Geburt zu einer Sepsis aus. Christina wird operiert, sie erholt sich und wird entlassen. Doch drei Wochen später erkrankt sie wieder an Sepsis.

Ich lebe jetzt genau 1 Jahr und 8 Monate mein zweites Leben. Mein zweites Leben – das können all die Personen nachvollziehen, die ähnliches oder vielleicht auch noch schlimmeres in Bezug auf eine Sepsis erlebt haben.

Simons Kampf gegen die unsichtbare Gefahr

Diese Geschichte erzählt nicht nur von Simons Überlebenskampf, sondern ist ein Aufruf, die unsichtbare Gefahr einer Sepsis ernst zu nehmen.

Simon, ein strahlender Junge voller Lebensfreude, fand sich plötzlich in einem unvorstellbaren Albtraum wieder. Eine Meningokokkensepsis, eine Erkrankung, für die es damals noch keine Schutzimpfungen gab, bedrohte sein junges Leben von nur 15 Monaten. Das Drama nahm seinen Lauf, als wir als Familie Zeuge wurden, wie sein Körper von einer unsichtbaren Gefahr angegriffen wurde.

Margarete

Uns ist es wichtig, dass Sepsis, diese schwere lebensbedrohliche Erkrankung, mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt. Ganz besonders bei Ärzten und dem Pflegepersonal.

Sepsis ist nicht nur für Betroffene eine große Herausforderung sondern auch für die Angehörigen. Margarete Neumanns Mann Dieter mussten nach seinem septischen Schock der Magen, die Gallenblase und 2/3 der Speiseröhre entfernt werden. Seitdem hat sich das Leben der Familie grundlegend verändert.

Zwischen Kampf und Hoffnung: Annelies Weg

Unsere Geschichte soll anderen Eltern Mut machen, ihrem Instinkt zu vertrauen, besonders wenn medizinische Einschätzungen ihre Sorgen nicht ernst nehmen. Eltern kennen ihr Kind am besten, und oft sind es genau diese Warnzeichen, die entscheidend sein können. Annelie war eine Kämpferin – stark, tapfer und voller Lebensfreude. Sie wollte bei uns bleiben, und in unseren Herzen wird sie es immer tun.

Ich bin eine 5fache Mutter (43), verheiratet und heiße Claudia. Mein Mann und ich haben alle Kinder gemeinsam und 4 von ihnen sind kerngesund auf die Welt gekommen.

Teilen Sie Ihre Geschichte!

Wir suchen fortlaufend Menschen, die ihre Erfahrungen mit Sepsis mit uns teilen möchten. Ihre Geschichte kann anderen Betroffenen Mut machen und das Bewusstsein für Sepsis stärken.

Wenn Sie Ihre Erlebnisse mit uns teilen möchten, schreiben Sie uns gerne an: office@sepsis-stiftung.de. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!

Beratung für Betroffene
Tel.: 0800 737 7479
beratung@sepsis-stiftung.de

Gemeinsam Sepsis erkennen und Leben retten.